Alle Nuancen der Liebe im Zoo Wrocław

Data aktualizacji: 2017-02-10

Verliebt sein, verkuckt sein, miteinander turteln oder die Liebe auf den ersten Blick. Wir dürfen nicht naiv sein. Diese Gefühle sind nicht alleine den Menschen vorbehalten. In der Welt der Tiere gibt es auch heiße und flammende Affären, Treue bis ins Grab oder gebrochene Herzen. Nach Beispielen hierfür muss man nicht weit suchen. Es genügt, den Zoo von Wrocław zu besuchen. Anlässlich des Valentinstags laden wir sie zu einem Spaziergang auf den Spuren der verliebten Tiere ein.

Lieben die Tiere stärker? Mit Sicherheit spüren sie den Frühling schneller als wir – denn Frühling ist für sie ein Zeichen, dass es Zeit für die Liebe wird. Schon im Februar kann man in den Gehegen Annäherungsversuche und Kämpfe um Partner beobachten. Flirttänze oder Anmache sind dabei völlig normal. Wir können es im Prinzip in jedem Gehege sehen. Doch in dieser Welt kommen auch Liaisons vor, die selbst bei den Pflegern dieser Tiere für Überraschung sorgen. Und von einigen Paaren könnten wir sogar einiges über Treue lernen.

Liebe wie im Märchen

Die Erdferkel sind in der Tierwelt ein Phänomen. Als eine der wenigen Arten haben sie keine genetischen "Cousins", sind die einzigen Vertreter der Gattung Orycteropus. In der Natur sind sie die wahren Einzelgänger. Nur ungern verbringen sie die Zeit mit den Artgenossen. Doch im Afrykarium von Wrocław kam es eine Liebesbeziehung zustande, die für diese Art außergewöhnlich ist. Aber eins nach dem anderen. Tanu kam im Zoo in Tansania zur Welt. Nach seiner Ankunft in Wrocław lebte er eine Weile alleine. Es war selbstverständlich, dass er eine Partnerin bekommt, denn heute dienen die Zoos auch der Fortpflanzung der Tiere. Sie sollen die Möglichkeit bekommen, sich zu vermehren und auf diese Weise auch die Gattung zu retten. Als dann Lotte aus dem Zoo in Frankfurt nach Wrocław kam, wussten die Pfleger nicht, welche Zukunft dieses Paar erwartet. Und es war die Liebe auf den ersten Blick! In der freien Wildbahn Einzelgänger – verbringen sie jede Minute miteinander. Obwohl ihnen ein schönes Gehege zur Verfügung steht, schlafen sie viel lieber den ganzen Tag "eng umschlungen" in ihrem Bau.

Vernünftig – nicht romantisch

Im Sahara-Pavillon lebt Tina – eine Vertreterin der vom Aussterben bedrohten Art der Wüstenfüchse – der Fennek. Tina ist eine Mustergattin. Mit ihrem Partner führt sie eine perfekte Beziehung. Obwohl die Fenneks ihre Gefühle nicht gerne offen zeigen, kann man sofort erkennen, wie stark sie miteinander verbunden sind. Und außerdem ist das eine Beziehung mit Zukunftsaussichten. Mittlerweile haben die Füchse vier Jungen großgezogen! Vor zwei Jahren kam ihr erstes Kind auf die Welt und letztes Jahr überraschten sie die Pfleger sogar mit Drillingen! Es ist eine große Freude, denn die Fenneks sind eine bedrohte Tierart. Der Grund war nicht nur die Veränderung der Umwelt, sondern auch die Mode, Fenneks als Haustiere zu halten. Es sind nämlich keine domestizierten Tiere, die diese Haltung schwer vertragen.

Liebe, wechselhaft wie die Sahara

Und nun wird es Zeit für eine Geschichte über ein gebrochenes Herz. Das Dromedar Ramses kam nach Wrocław aus Deutschland. Das gut aussehende Männchen hat sofort allen Dromedardamen aus Wrocław den Kopf verdreht. Es entschied sich für Aisha – ein junges Weibchen aus Griechenland. Zwischen den beiden hat es gefunkt und aus der Liaison ging ein prachtvolles Jungtier hervor. Das Kleine wurde scherzhaft als das "bucklige Glück" genannt, denn damals war es das erste Dromedarnachwuchs seit 17 Jahren im Zoo von Wrocław. Doch wenn Aisha mit Treue rechnete, so wurde sie schlimm enttäuscht.. Ramses erwies sich als instabiler Liebhaber. Wie ein echter Pharao hielt er sich für viel zu wertvoll für eine einzige Ehefrau. Heute lebt er in einem deutschen Zoo und soll dort zur Vergrößerung der Herde beitragen.

Sie spielen wir die Kinder

YUNNAN, geboren 2008 im ZOO des Sables d’Ollone und MEI LI, die 2010 im ZOO Görlitz auf die Welt kam, sind zwei entzückende Kleine Pandas. Ihre Beziehung gleicht einer Teenagerliebe. Morgens und abends spielen sie Fangen, rennen durch das Gehege, klettern auf Bäume. Und wenn man schon glaubt, alles sei schön und romantisch - wie zwei Teenager sind sie aufeinander böse und verbringen die Zeit in den am weitesten entlegenen Baumkronen. Die Pfleger blicken mit Sehnsucht auf das Pärchen und träumen davon, dass die kindlichen Spielereien vorbei sind und die Vertreter einer der am meisten bedrohten Arten endlich Nachwuchs bekommen.

 

Der Liebesgesang der Affen

Xian und Carusa sind ein Paar der Weißwangen-Schopfgibbons, die den Zoo-Mitarbeitern die größte Freude bereitet haben. Als sie in den Zoo kamen wusste man nicht, ob sie sich mögen oder sogar ein Paar werden. Denn bei den Affen ist es wie bei den Menschen – nichts ist einfach! Doch die Gibbons mochten sich fast vom ersten Blick und schon nach einem Jahr kam ihr erster Sohn Dao auf die Welt. Es besteht die Chance, dass sich die Familie weiter vergrößern wird, denn die Weißwangen-Schopfgibbons leben monogam. Sie bleiben für viele Jahre ein Paar. Doch für die Ökologen ist dies kein Grund zur Freude, denn die senkende Anzahl der Population in der freien Wildbahn lässt im Prinzip keine Hoffnung, dass die Gattung in den nächsten Jahrzehnten überleben wird. Interessant ist dabei, dass die Gibbons Meister in Liebesgesang sind. Ihre Gesänge sind im Umkreis von bis zu drei Kilometer zu hören, die Tiere geben die Läute beim Ein- und Ausatmen von sich. Die Töne, die sie dabei erzielen sind für die Pfleger nicht immer ein Grund zu Freude.

 

Eine Liebe mit langer Dauer

Unseren romantischen Spaziergang beenden wir mit einem Pärchen der einheimischen Wildkatzen. Sie sind ein echtes Vorbild für Konsequenz und Beständigkeit in der Beziehung. Die Luchse Orkan und Pandora sind seit 2008 zusammen. Sie sind gleich alt und zurzeit 14 Jahre alt. Doch mitnichten haben sie genug voneinander. Gemeinsam liegen sie in ihrem Gehege. Sie verbringen ihre Tage faul und zeigen gern ihre Gefühle – wie alle Katzen. Sie putzen sich gegenseitig und rivalisieren weder um das Revier noch um Futter miteinander. Diese Vertreter der einheimischen aussterbenden Art sind eine wahre Hoffung, dass sich die Gattung der Wildkatzen erholt. Orkan und Pandora bekommen jedes Jahr Jungen. Das Paar hat gemeinsam bereits 20 Jungluchse großgezogen! Ein Musterehepaar und eine Musterfamilie. Man sollte sich wirklich ein Vorbild an ihnen nehmen.

 

Zdjecie Beata Jackowska

Beata Jackowska