Auf den Spuren von Eberhard Mock

Data aktualizacji: 2016-10-18

Der Stadtplan von Eberhard Mock - ein Kriminalbeamter der Polizei in Wrocław - ist mit zahlreichen Unterhaltungsobjekten versehen: Tavernen, Kneipen, Restaurants, Cafés und Freudenhäuser... Auch Orte, an denen außergewöhnlich grausame Verbrechen stattfanden, findet man auf dieser Karte.

Wir treffen ihn nicht bei einem Spaziergang auf der Dominsel an. Er lässt sich eher von einem Krug Bier in einer der Tavernen anlocken, die keinen guten Ruhm haben. Und obwohl das Vorkriegs-Breslau nicht „eine Stadt des Verbrechens wie Chicago” war, so war die Stadt eine Quelle von Trübsal für den um jeden Preis nach Gerechtigkeit durstigen Kommissar. Mock hatte mehrere Methoden, Trübsal zu bekämpfen. Ein Spaziergang auf seinen Spuren ermöglicht es, einige Geheimnisse dieser ungewöhnlichen Gestalt aufzudecken.

Der Spaziergang:

1. Schweidnitzer Stadtgraben (Polizeipräsidium) - ul. Podwale 31-33

Bis in die Mitte der 40er Jahre des 19. Jahrhunderts erstreckten sich entlang des Podwale hauptsächlich Gärten. An dem Ort, wo zu Mocks Zeiten das Polizeipräsidium (bis heute noch) gewesen war, befand sich zuvor der beliebte Garten der Eichborns. Das Polizeipräsidium am Podwale, in seiner heutigen Form, wurde 1925-1928 errichtet und befand sich in direkter Nachbarschaft einer Synagoge, der sog. „Neue Synagoge”. Die Neue Synagoge an der Kreuzung des Podwale und der Wiesenstraße (ul. Łąkowa), die auch Liberale oder Hauptsynagoge genannt wurde, wurde 1872 eröffnet. Sie war eine der schönsten und größten Synagogen in Breslau. Während der Reichspogromnacht (9./10. November 1938) wurde sie niedergebrannt und danach nie wiederaufgebaut. Mock spazierte sicherlich mehrmals an ihr vorbei. War er von ihrer architektonischen Schönheit begeistert? Zweifellos stand er oft am Fenster seines Büros mit Blick auf den Burggraben und beobachtete den Straßenverkehr, die über den sonnendurchfluteten Freiheitsplatz (Schlossplatz) spazierenden Fußgänger und die gleichmäßig rauschenden Platanen nachdenklich. Die Gedanken des Kriminalbeamten waren oft nicht im Einklang mit dem, was er draußen sah.

Wir gehen vorbei am Polizeipräsidium und den angrenzenden Gebäuden bis zur Ecke ul. Świdnicka und ul. Podwale.

(Dies dauert etwa 2 Minuten) 

2. Kaufhaus „Renoma” am Podwale (ehem. Wertheim-Kaufhaus) – Eingang von der ul. Świdnicka 40

Das Wertheim-Kaufhaus an der gegenwärtigen ul. Świdnicka wurde nach einem Projekt von Hermann Dernburg gebaut und 1930 eröffnet. Das monumentale Gebäude, das auf einem ähnlich dem Trapez errichteten Plan entstand, repräsentierte die moderne Architektur der Stadt. Damals war es der größte Einzelhandelsstandort in Breslau, mit einer Gesamtfläche von 35 000 Quadratmetern und einem Volumen von 160 000 Kubikmetern. Seit der Eröffnung sorgte das Wertheim-Kaufhaus nicht nur für Erregung sowie Bewunderung bei den Bewohnern und Besuchern, sondern auch bei der damaligen Bauindustrie.

Dieses siebenstöckige Kaufhaus befand sich auf der Route „Polizeipräsidium – Ring“, die Mock unzählige Male hinter sich legte. In der Regel fuhr er mit einer Droschke, manchmal mit einem Dienstauto der Marke Adler und während des Untergangs der Festung Breslau nutzte er die Dienste von Rikscha-Fahrern. Zweifellos besuchte er dabei oft  das Kaufhaus, um dort elegante Zigarren, Alkohol oder sein Lieblings-Kölnischwasser zu kaufen, denn im Wertheim-Kaufhaus konnte man alles kaufen. Das Warenhaus prosperierte sehr gut, aber nach kurzer Zeit musste es mit den Folgen der Wirtschaftskrise und der Machtergreifung der Nazis kämpfen. Die Firma Wertheim  überdauerte diesen Moment der Geschichte nicht. 1945 wurde auch das Gebäude durch Bombardements zerstört.

Von der ul. Podwale biegen wir in die ul. Świdnicka. Wir gehen geradeaus Richtung Theaterplatz. Wir halten in Höhe der Wrocławer Oper und am nächsten Fußgängerübergang, der hinter der Oper ist, überqueren wir die Straße:

(Der Weg vom Kaufhaus „Renoma” zum Bürgerhaus der Familie Sachs dauert etwa 4 Minuten.)

3. „Cafe Fahring” ul. Świdnicka 36, pl. Teatralny 1/2 und die Wohnung von Mock und seiner zweiten Ehefrau Karen -  pl. Teatralny 1 (Schweidnitzer Strasse 36, Zwingerplatz 1/2)

Man könnte sagen, dass der Kaffee – der „Wein der Denker”  ist – das zweite Lieblingsgetränk des Breslauers nach Bier. Der Kaffee ist Ende des 17. Jahrhunderts in Mode gekommen. Obwohl Mock Bier definitiv bevorzugte, genoss er auch oft, wie es sich für einen echten Feinschmecker gehört, eine Tasse Kaffee (insbesondere Arabica), vor allem am Morgen und mit einem Stück Apfelkuchen von seiner Magd Martha. Daher ist es undenkbar, dass er die Schwelle des „Cafe Fahring” an der ul. Świdnicka 36 (Schweidnitzer Straße 36) nicht ab und zu überschritt, um bei einem aromatischen Leckerbissen die Geheimnisse der Untersuchung zu recherchieren. Das „Cafe Fahring“ war eins der beliebtesten Cafés des 20. Jahrhunderts in Breslau. Es hatte fast etwas wie eine „Wiener Atmosphäre“ und während seiner Blütezeit versammelten sich hier viele lokale Künstler und Intellektuelle.

Das Café befand sich in einem Bürgerhaus der Familie Sachs, das im Auftrag von Moritz Sachs, einem jüdischen Unternehmer und Besitzer eines Handel- und Bankunternehmens, und seinem Sohn errichtet wurde. Sie stellten den renommierten Architekten Karl Schmidt ein, damit er ihnen einen Wohnsitz entwarf. Das Gebäude wurde in den Jahren 1870 – 1873 auf dem Gelände des Corpus Christi Krankenhauses und der Kirche der Heiligen Dreieinigkeit gebaut. Es bestand aus zwei Häusern mit einer gemeinsamen Fassade. Die sich im Haus befeindeten Wohnungen waren zur Vermietung gedacht. Neben dem „Café Fahring“ gab es dort noch das noble Schmuckgeschäft von Raimond Lorenzi und das Auktionshaus von Lichtenbergen. 1933 wurde die Immobile der Familie Sachs weggenommen. Nach dem Krieg verlor das Haus den Großteil der repräsentativen Ausstattung. Das Neo-Renaissance-Gebäude war eine Kombination von einem eleganten Herrenhaus und einem Wiener-Mietshaus. Damit begann die Mode der so genannten „Mietpaläste”.

In den 30er Jahren lebte Mock mit seiner zweiten Ehefrau Karen in diesem Wohnhaus.

Wir nähern uns nun der ul. Kazimierza Wielkiego und gehen durch die Unterführung unter der ul. Świdnicka hindurch; anschließend biegen wir in die ul. Gepperta ab und weiter in die ul. Szajnochy, während wir weiter geradeaus gehen, nähern wir uns der ul. Psie Budy:

(Der Weg vom Bürgerhaus der Familie Sachs bis zur ul. Sie Budy dauert etwa 7 Minuten. Unterwegs: ein KFC Restaurant – dort können sie die Toilette benutzen. Das Restaurant ist auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen angepasst). 

4. Die Kneipe „Truscha" im Bürgerhaus „Unter der Schwarzen Ziege” (die sog. Spelunke bei Gabi Zelt), ul. Psie Budy 10 (Krullstrasse 10)

Die ul. Psie Body (Hundehäuser) verdankt ihren Namen den besonderen Häusern, die hier im Mittelalter errichtet wurden. Hier befanden sich die Holzhütten der armen Stadtbewohner, die aus einer Backsteinwand und nur einem Raum bestanden. Deswegen hatte man sie mit Hundehütten verglichen. Am Ende der Renaissance gewann die Straße an Aussehen und Ruhm. Sie wurde gepflastert und die Holzhäuser wurden durch Bürgerhäuser reicher Kaufleute ersetzt. Leider ist keins der ursprünglichen Häuser in Gänze erhalten geblieben. Nur das Haus Nr. 14 hat noch ein Renaissance-Sandsteinportal mit dem Entstehungsjahr 1568. Gegenwärtig sind die Fassaden der historischen Häuser von Wert. Größtenteils wurden sie im 19. Jahrhundert errichtet. Unter der Nr. 10 befand sich das barocke Bürgerhaus „Unter der Schwarzen Ziege“, das 1727 nach einem Projekt von Christoph Hackner gebaut wurde.

Zu Mocks Zeiten gab es dort die Kneipe „Trusch" – die die Stammgäste als „Spelunke von Gabi Zelt“ nannten. „Das beste aller Welt, der letzte Schluck bei Gabi Zelt“ – konnte Eberhard an der Eingangstür lesen. Die Kundschaft dieser Kneipe war, um es vorsichtig auszudrücken, zwielichtig. Kein Wunder, dass der Kriminalbeamte an diesem Ort seine Geschäfte mit seinen „weniger formellen“ Kollegen machte. Unter allen Vertretern der Unterwelt, die Mock „etwas – einmal“ schuldeten, verschuldeten ihm Wirth und Zupitza (die Rettung vor dem Strick) – die zu der Zeit gefährlichsten Breslauer Banditen. Sie und Mock verband eine besondere Vereinbarung. Der Kriminalbeamte sah über deren Betrüge hinweg, im Austausch dafür, die Dienste der beiden zu nutzen, wenn dies notwendig war.  

Von der ul. Psie Budy gehen wir zur ul. Ruska. Wir gehen Richtung Rynek und am Salzplatz biegen wir in die ul. Kiełbaśnicza ab. Von dort aus gehen wir in Richtung Jatki. Nach dem Durchschreiten der ul. Malarska, auf der sich sie die Jatki befinden, betreten wir die ul. Odrzańska. Anschließend kreuzen wir die ul. Więzienna und  die ul. Kuźnicza, um die ul. Szewska zu erreichen.

Es gab keine Geheimnisse vor Mock in der Umgebung des Ringes. Als er in der Sittenpolizei gearbeitet hat, lernte er die Topographie der Altstadt sehr genau kennen. Er besuchte zahlreiche Puffs, die sich schon im Mittelalter um Straßen wie die Oderstraße oder  die Hundehäuser, dem Universitätsplatz oder dem Dominikanerplatz konzentrierten.

(Das Durchqueren der Straßen dauert etwa 10-15 Minuten) 

5. Polizeipräsidium -  ul. Szewska 49

Das Gebäude, das sich jetzt an der ul. Szewska 49 befindet, entstand im 16. Jahrhundert als Folge der Rekonstruktion eines früheren Gebäudes, das seit der Mitte des 15. Jahrhunderts als Stadtresidenz der Herzöge von Liegnitz-Brieg diente. 1709 Jahre gab Prinz Leopold von Holstein das Gebäude dem Klarissenorden. Hundert Jahre später wurde der Ort zum Polizeisitz. Nach 1927 übergab man das Gebäude an die Universität.

Auf der zweiten Etage des Polizeipräsidiums befand sich der Besprechungsraum, in dem sich die wichtigsten Persönlichkeiten der Polizei versammelten. Die versammelten Inspektoren sprachen von laufenden Untersuchungen, oft von grausamen Morden unter mysteriösen Umständen. Heute lernen die Studenten auf diesem Stockwerk alte Sprachen und erkunden alte Kulturen. Vielleicht wiederholen einige von ihnen wie Mock, in Momenten der Nervosität, in Gedanken die Oden von Horaz?

Wir verlassen die ul. Szewska und gehen zum pl. Nankiera, wir überqueren die Sandbrücke und befinden uns dann auf der ul. św. Jadwigi:

(Der Weg von der ul. Szewska zur ul. Św. Jadwigi dauert etwa 5 Minuten. Wir betreten den Hof. Im Bibliotheksgebäude gibt es eine Toilette, die für Menschen mit Behinderungen angepasst ist.)

6. Die Universitätsbibliothek auf der Sandinsel, ul. Św. Jadwigi

Die Universitätsbibliothek entstand zwischen 1811 und 1815 durch das Zusammenlegen der Bibliothek der Jesuiten-Universität, der Universität Frankfurt an der Oder und Dutzenden von weiteren Bibliotheken, die zu diesem Zeitpunkt zu den aufgelösten schlesischen Klöstern gehörten. Zu ihrem Sitz wurde ein ehemaliges Augustiner-Kloster, nachdem der Orden Anfang des frühen 19. Jahrhunderts aufgelöst wurde. Der Augustiner-Hauptsitz aus dem 12. Jahrhundert wurde ursprünglich im romanischen Stil errichtet, aber im 14. Jahrhundert durch einen gotischen Bau ersetzt. Es konnte bis zum heutigen Tag seinen barocken Charakter fast vollständig bewahren. Eine Ausnahme ist der Ostflügel, der in den Jahren 1797-1802 errichtet wurde. Zu dieser Zeit nahm das Objekt die Form eines geschlossenen Rechtecks mit Innenhof an. Während des Krieges evakuierte man die wertvollsten Sammlungen an verschiedene Orte in Schlesien. Doch rund 500 Tausend Schriften, die zurückgeblieben waren, verbrannten im Jahre 1945. Nach dem Wiederaufbau in den Jahren 1956-1959 wurde das Gebäude für folgende Sammlungen bestimmt: alte Schriften, Handschriften, grafische, kartographische und musikalische Materialien.

Hier stoß der Kriminalbeamte Mock, der nicht nur einmal vom Wissen der in der Bibliothek eingestellten Spezialisten Gebrauch machte, auf verschiedene für seine Ermittlungen wichtige Spuren. Manchmal kam es sogar vor, dass er dank der reichen Sammlungen und der Gelehrtheit der Bibliotheksmitarbeiter dem kriminellen Rätsel auf den Grund gehen konnte. So war es im Fall des „Kalender-Mörders“. Auch im Jahr 1934 war es nicht anders, als er gemeinsam mit Leo Hartner, der damals neu ernannter Direktor der Bibliothek war, die Hinweise zur verlorenen Handschrift aus dem 14. Jahrhundert untersuchte. Die Handschrift ermöglichte es den Mord an der Tochter des Grafen von der Malten zu lösen.

Wir gehen durch die ul. Piaskowa zur ul. Św. Katarzyna zurück, dann biegen wir in die ul. With Stwosza ab, gehen vorbei am Gebäude der BWA Avantgarde Galerie und schließlich erreichen wir die ul. Biskupia.

(Der Weg dauert ca. 15 bis 20 Minuten)

7. „Piwnica Biskupia” - Bischofskeller” - ul. Biskupia 4-5

Die ersten Erwähnungen der „Zum Goldenen Bischof Kneipe“, auf deren Gelände sich später der „Bischofskeller“ befand, stammen aus dem Ende des 15. Jahrhunderts.

Mock war lange Zeit (in den 20er Jahren) ein Stammgast im Keller. Er hatte hier seinen Lieblingstisch in einem Nebenraum. Immer wenn er in der Gegend war – und es war schwierig nicht in der Gegend zu sein, denn er arbeitete im Polizeipräsidium auf der ul. Szewska – besuchte er die Kneipe und machte sein Verdauungssystem brüchig, vor allem seine Leber, indem er die großzügig mit Speck geschmückten Nudeln, den Schweinebraten und die warme Sauerkrautsuppe mit saurer Sahne aß. Am meisten schätzte er aber die verträumte Atmosphäre dieses Ortes. In den 30er Jahren, als der Keller zum beliebtesten Ort wurde, konnte er hier keinen Platz mehr für sich finden und besuchte ihn deshalb nur selten.

Derzeit existieret das Hotel de Silesia, wo sich der Bischofskeller befand, nicht mehr.

Wir erreichen den Rynek, zuerst durch die ul. Szewska, dann durch die ul. Oławska. Wir beginnen mit der Südfassade, dann gehen wir weiter Richtung Rathaus:

(Der Spaziergang dauert etwa 5 Minuten)

8. „Schweidnitzer Keller” („Piwnica Świdnicka”) - Rynek Ratusz 1 (Ring 1)

Die erste Erwähnung eines „Stadtkellers“ stammt vom Anfang des 14. Jahrhunderts. Im 15. Jahrhundert nahm der Keller den Namen „Schweidnitzer Keller“ an, zu dieser Zeit nahm er auch seine endgültige Form an. Hier wurde Bier aus anderen Städten und aus Tschechien serviert, und im 18. Jahrhundert auch aus England, Schweden und Deutschland. 1519 wurde eine Brauerei gegenüber vom Keller im Hinterhof eines Hauses eröffnet. Sie wurde mit dem Keller durch einen unterirdischen und heute noch bestehenden Tunnel verbunden.

Die Bier-Tradition in Breslau stammt von den Anfängen der Stadt. Bereits im Mittelalter war die Stadt für ihre ausgezeichnete Alkoholgetränke berühmt. Seit dem 17. Jahrhundert verband man den „Schweidnitzer Keller“ mit einem leckeren Hopfengetränk. Gäste konnten damals das Schöps – „Breslauer Schöps“ – ein lokales Bier, genießen. Angeblich war es so sättigend wie Hammelfleisch - daher auch der Name. Im Keller wurden auch ausgezeichnete Mahlzeiten zubereitet. Die Grundlage der im „Keller“ servierten Küche war Wurst mit Kümmelbrezel und Wurst mit Meerrettich, die zu den kulinarischen Kuriositäten Breslaus gehörte, und die auch oft Mock aß. In den alten Zeiten trank man das Bier im „Keller“ aus Holzkrügen. Glasgeschirr hatte man dort seit der Mitte des 15. Jahrhundert verwendet. Es war nicht erlaubt im Keller zu rauchen, fluchen, Karten und Würfelspiele zu spielen. Die Kunden mussten außerdem eine Kaution, bevor ihnen das Bier serviert wurde, zahlen. Ein Raucherraum entstand erst im Jahr 1800. Der Kriminalbeamte kannte den „Keller“ sehr gut. Er traf sich dort zum früher vereinbarten Mittag- und Abendessen. Eben hier bestellte sein Bruder Franz ein elegantes Mittagessen, an einem düsteren und kalten Herbsttag 1927, der für lange sowohl im, als auch seinen Begleitern - Bruder Franz, seine Lebensgefährtin Irmgard, die erste Frau Mocks, Sophie, und sein NeffenErwin - in Erinnerung bleibt. Vor allem dem Letzteren…

Der Kriminalbeamte besuchte diesen Ort gern allein, um die Atmosphäre zu genießen und in Erinnerungen zu verfallen. In solchen Momenten dachte er oft an seinen Vater.

(Hier muss man unbedingt das Mittagessen probieren, das einst Eberhard serviert wurde – als Vorspeise: ein Brett gebratenes Fleisch, Pastete mit Meerrettich und Rote-Bete; als Hauptgericht: knuspriges Eisbein aus dem Ofen; und zum Dessert Mocks Lieblingskuchen: warmer Apfelstrudel mit Vanille-Eis. Auf besonderen Wunsch können Sie ein Schöps kosten)

Wir gehen an der Ostfassade des Ryneks entlang:

(Der Spaziergang dauert etwa 2 Minuten)

9. Café „Zur Goldenen Krone” („Pod Złotą Koroną”), Rynek 29, (Ring 29)

Im Jahre 1471 gab es eine Wallonien-Weinstube an dieser Adresse. Im 16. Jahrhundert gehörte das Bürgerhaus dem Kaufmann J. Von Holtz aus Köln. Im Jahr 1904, trotz zahlreicher Proteste, wurde das Gebäude abgerissen und an seiner Stelle entstand das Handelshaus Keisers und Grosheims „Golde Krone“. Es sollte eine Konkurrenz für das neu errichtete Kaufhaus der Gebrüder Barasch sein. Die „Goldene Krone“ brannte im Jahre 1945 nieder. In den Jahren 1957 - 1960 wurde das Bürgerhaus in seiner ursprünglichen Form wiederaufgebaut.

In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts befand sich hier ein populäres Café, wo Mock seinen geliebten Arabica-Kaffee genießen und Hunderte von Zigaretten rauchen konnte. Heutzutage befindet sich hier der Sitz eines Reisebüros.

Wir gehen die Ost-Fassade entlang (ca. 1 Minute), ein Haus weiter befindet sich der nächste Punkt unserer Route – das Kaufhaus Feniks, das zu Mocks Zeiten das Kaufhaus der Gebrüder Barasch genannt wurde.

10. Kaufhaus der Gebrüder Barasch; Rynek 31-32; heute das Kaufhaus „Feniks”

Das Kaufhaus ist ein Beispiel für ein großes kommerzielles Gebäude im Jugendstil. Es wurde zum Höhepunkt der wilhelminischen Zeit errichtet. Zu dieser Zeit baute man nicht nur mit viel Elan und Schwung, sondern spann imperiale Pläne auf politischer Ebene. Die Gebrüder Barasch passten sich der damals herrschenden Atmosphäre vollständig an. Ihr Kaufhaus war das prächtigste - fünfstöckig, mit beleuchtetem Globus auf dem Eckturm, mit einer Innenausstattung im Jugend- und Barockstil und zweistöckigen auf Säulen aus Marmor stützenden Arkaden, breit Treppen, Eichenparkett und ein mit Glas bedeckter Innenhof. Es wurde 1904 errichtet. Man komponierte speziell für seine Eröffnung eine Oper und  es wurden Spielkarten anlässlich des Fests herausgegeben. All dies musste einen großen Eindruck hinterlassen. Auch auf Mock. Das Kaufhaus der Gebrüder Barasch war besonders vor Weihnachten gut besucht. Im Winter 1927 war die Stimmung des Kriminalbeamten jedoch nicht übermäßig festlich. Er hielt sich nur einen Moment im Laden auf, kaufte den Lieblingswodka seines Bruders und ging in die Nicolaistraße (ul. Św. Mikołaja), wo Franz mit seiner Frau und dem von Eberhard geliebten Neffen Erwin lebte.

(Im Kaufhaus „Feniks”, gibt es neben verschiedenen Geschäften auch eine kostenpflichtige Toilette.)

Wir gehen entlang der Süd-Fassade des Ryneks und kommen zur Westwand.

(Der Weg nimmt ca. 2 - 4 Minuten in Anspruch)

11. Bürgerhaus „Unter den Greifen” - Rynek 2, (Ring 2)

Die ersten wichtigen Erwähnungen stammen vom Ende des 16. Jahrhunderts, als das Haus im manieristischen Stil wiederaufgebaut wurde. Das 17. Jahrhundert ist für dieses Gebäude vor allem die Zeit der Modernisierung. Das Dachgeschoss wurde damals für Wohnungen umgebaut und die Fassade wurde mit Ölgemälden geschmückt. Mitte des 17. Jahrhunderts wurde der Saal im ersten Stock für Theaterveranstaltungen vermietet. Seit den 80er Jahren des 17. Jahrhunderts beherbergte es eine wohltätige Institution - „Költnische Foundation“, die von den Erben des früheren Eigentümers - Condrad Költsch – gegründet wurde. Vom alten Bürgerhaus „Unter den Greifen” ist bis heute nur die Balustrade im ersten Stock erhalten geblieben.

Zurzeit gibt es dort das Restaurant „Unter den Greifen”, ein Café, eine Weinstube und ein Antiquariat. Das Bürgerhaus „Unter den Greifen“ ist das wichtigste Beispiel für den niederländischen Manierismus in der Architektur Breslaus.

„Unter den Greifen” verband Mock nicht mit Wohltätigkeit oder mit einem einzigartigen Architekturprojekt. Im Hinterhof des Bürgerhauses, in einer angrenzenden Schusterwerkstatt, begann seine Untersuchung im Fall „Kalender-Mörder“. Nicht nur in Mock weckte das Haus negative Gefühle. Helmut Völlinger, Astrologe und Hellseher, der mit Mock im Schokoladenhaus Schaal Karten spielte, hatte sogar davor Angst. Wie später herauskam, wurde Völlingers Angst durch eine dunkle Geschichte des Orts, die bis zu den Anfängen der Stadt zurückreicht, und auf dessen Gelände das Objekt errichtet wurde, verursacht.

(Im Restaurant „Unter den Greifen“ kann man essen und sich entspannen.)

Von dort gehen wir zur ul. Odrzańska.

(Der Weg dauert nur eine Minute)

12. „Schokoladenhaus Schaal”, Rynek 60, (Ring 60)

Der Ort hatte eine ganz besondere Bedeutung auf Mocks Stadtplan, der an das Prinzip „primum edere, deinde philosophari” glaubte. Nicht ohne Grund gefiel es Mock und seinen wenigen Freunden, die von Zeit zu Zeit für einen Moment alle Verpflichtungen vergassen und sich dort trafen, um eine spannende Partie Bridge oder Skat zu spielen. Die Hälfte der Attraktivität dieser Treffen, neben dem Nervenkitzel der Gewohnheitsspieler, stellten die bei Schaal servierten Speisen dar. Diese erwachsenen, ernsten Männer schlangen, die Delikatessen wie kleine Jungen herunter. Was sie von den Bengeln unterschied, die sie vor Jahrzehnten gewesen waren, waren die unzähligen Zigaretten, die sie während dieser Treffen rauchten. Schaal servierte auch verschiedene Arten von Likören und Kaffee. Wir kennen bereits die Schwäche der Breslauern für guten Kaffee. Es stellt sich heraus, dass sie auch oft Liköre genossen haben. Im Um- und Ausland war Breslau vor allem für den sog. „Breslauer Kümmel“ bekannt. Man genoss ihn in Berlin, Wien und sogar in Moskau und entfernten Konstantinopel. Mock und seine Begleiter kannten garantiert den Geschmack von Breslauer Kümmel. Im Gebäude befindet sich jetzt die „Pizzeria Dominium“.

Wir gehen in Richtung Saltzplatz:

(Nach 2 Minuten sind wir vor Ort)

13. Das Gebäude, in dem sich die Bank und die Verwaltung von vielen Stadtbüros befand; Rynek 9-11 (Ring 9-11). Zurzeit gibt es hier eine Filiale der Bank BZ WBK.

Von Anfang an weckte das Gebäude, das nach einem Projekt von Heinrich Rump errichtet wurde, viele Widersprüche. Sein modernistisches Aussehen harmonisiert nicht mit dem restlichen Rynek. Jedoch ist es wegen des historischen Aufzugs interessant, der sog. „Paternoster“. Diese Art von Aufzug trat einst häufig in gewerblichen und öffentlichen Gebäuden in Europa auf. Der Name stammt von einem Seil, das den Mönchen im Mittelalter dazu diente, das Vaterunser („Pater Noster”) zu beten. Diese Vorrichtung ist in der Tat nicht mehr als eine Reihe von offenen, in einer Reihenschaltung verbundenen Kabinen, die in ständiger Bewegung sind. In die Kabine steigt man ein während sie in Bewegung ist. Trotz geringerer Geschwindigkeit des Aufzugs, 0,30 bis 0,45 m/s, ist die Unfallquote relativ hoch. Ein Vorteil solcher Aufzüge war die Kapazität – sie waren in der Lage mehr Personen als ein gewöhnlicher Aufzug zu transportieren. Heute ist der Bau von „Paternostern“ aus Sicherheitsgründen verboten. Die Wrocławer „Paternoster“ ist noch aktiv. Neben ihr gibt es in Polen nur ein paar andere Aufzüge dieser Art, die in Betrieb sind. Alle stehen unter Denkmalschutz.

Um verschiedene Formalitäten zu regeln, nutzte der Kriminalbeamte Mock vermutlich mehr als einmal den Paternoster, um so das ausgewählte Stockwerk schweres Herzens zu erreichen. (Wir können uns denken, welche Gefühle in Eberhard aufgerufen wurden, der vor allem mit den Jahren schnell die Geduld verlor, wenn er verschiedene Amtsangelegenheiten zu erledigen hatte.)  

Diejenigen, die Geschichte des Kriminalbeamten gut kennen, müssen nicht daran erinnert werden, wie die Paternosterfahrt des Polizisten Max Forstner an einem Herbsttag 1934 endete.

(Die, die mehr Anregung brauchen, empfehlen wir eine Paternosterfahrt. Im Gebäude gibt es eine Bank, so dass Sie leicht Geld von einem Geldautomaten abheben oder den Status Ihres Kontos prüfen können)

Wir gehen zur ul. Ruska, überqueren die ul. Kazimierza

Wielkiego, anschließend gehen wir die ul. Ruska entlang:

(Der Weg dauert 10 Minuten)

14. Das Gasthaus „Unterm Grünen Polen“ („Pod Zielonym Polakiem”) ul. Ruska 64 (Reuscherstraße 64)

Wenn man die Wege kennenlernen möchte, die von den Großen und Berühmten der Stadt während unterschiedlicher Epochen zurückgelegt wurden, dann sollte man auf das Haus an der ul. Ruska 45 besonders Acht geben. Dort befand sich das Gasthaus „Czerwony Dom“ (Rotes Haus), in dem Goethe im Jahr 1790 übernachtete. Da wir uns jedoch auf dem Pfad von Eberhard Mock bewegen – ein Säufer und Sybarit, eineDamen-Boxer, der Horaz zitierte sowie ein anspruchsvoller Feinschmecker und eifriger Bridge-Spieler – richten wir unsere Aufmerksamkeit etwas ferner, auf das Haus unter der Nummer 64, wo sich zu Mocks Zeiten das Gasthaus „Zu Grünem Pole" befand. Das Gasthaus existiert nicht mehr. Der Name stammt aus dem Mittelalter, als hier im damaligen Gasthof polnische Kaufleute übernachteten. Auf dem Gasthausschild war ein dicker Kaufmann mit einem Schnurrbart, in einem grünen Kaftan und einer Pelzkappe dargestellt. Die Spezialität des Gasthauses „Zum Grünen Polen" war das in dicke Scheiben geschnittene Kommissbrot – ein dunkles Vollkornbrot, das mit stark gewürztem Hackfleisch belegt wurde. Ein solches Frühstück aß der Kriminalbeamte Eberhard am 15. Mai 1933 auf der ul. Ruska 64. Allerdings konnte er nicht so einfach die Freuden des Essens und Biertrinkens genießen, denn sein Kopf war mit einer für ihn neuen Sache beschäftigt - dem Mord an der Tochter des Grafen von der Malten.

Von der ul. Ruska ist es nanicht weit zur ul. Św. Antoniego und ul. Włodkowica. Durch die ul. Ruska gelangen wir zur Kreuzung mit der ul. Kazimierza Wielkiego zurück, dann biegen wir nach rechts in die ul. Kazimierza Wielkiego ab und gehen in Richtung der ul. Św. Antoniego.

(Der Weg beträgt ca. 5-10 Minuten)

15. Ul. Św. Antoniego / ul. Włodkowica

Das jüdische Gasthaus „Pokoyhof“ nahm einmal den Raum zwischen den beiden Straßen ein. Es tauchte  hier schon zu Beginn der Neuzeit auf. Im frühen 20. Jahrhundert wurde es umgebaut und die im Hof existierende Landessynagoge zog in die Wallstraße 17 um. Das Gasthaus wurde während der Reichsprogromnacht vollständig vernichtet.

Mock besuchte das Gasthaus auf der Antonienstraße gern, um dort was zu essen und zu trinken. Manchmal bestellte er jedoch nichts und stand nur still und düster an der Bar herum. So war es im Jahr 1919, als er versuchte, einen Psychopathen, der Menschen brutal ermordete, um den Kriminalbeamten zum Geständnis einer langjährigen Schuld zu zwingen.

(Auf der ul. Włodkowica gibt es viele interessante Cafés und Restaurants, beispielsweise im Hof der Synagoge: Sarah, La Maddalena oder Mleczarnia - ein idealer Ort, um den Rundgang zu beenden. Bei Kaffee, Tee oder anderen Getränken können wir über die Bücher von Marek Krajewski diskutieren.

Praktische Informationen:

  • Der gesamte Spaziergang dauert etwa 1,5 Stunden.
  • Die Vielzahl von Gaststätten sichert den Touristen, die sich für die Route von Eberhard Mock entscheiden, eine große Auswahl an Orten, an denen man etwas essen kann.
  • Auf dem Rynek und der Umgebung gibt es eine große Anzahl an Geldautomaten.
  • Auf dem Weg gibt es 4 öffentliche Toiletten. Zwei von ihnen sind für Behinderte geeignet.

Das Projekt wird durch das Büro für Sport, Tourismus und Freizeit der Stadtverwaltung Wrocław durchgeführt.

Routenentwicklung: Marta Pawlaczek

Zdjecie Redakcja www.wroclaw.pl

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