Wrocławer Nobelpreisträger

Data aktualizacji: 2016-09-23

Die Stadt Wrocław wartet immer noch auf ihren polnischen Nobelpreisträger. Es ist noch nicht so lange her, da haben wir ganz fest die Daumen für "unseren" Tadeusz Różewicz gehalten. Doch das Leben sorgt ständig für Überraschungen und so bleibt auch das Thema des polnischen Nobelpreisträgers vorerst offen.

Und dafür, dass unsere Stadt durch eine besondere "Nobel-Tendenz" gekennzeichnet ist, spricht doch die Tatsache, dass von hier sogar zehn Laureaten dieser prestigeträchtigen, von dem schwedischen Erfinder des Dynamits gestifteten Auszeichnung, stammen (also wurden hier geboren, studierten oder arbeiteten). Zwei Literaturpreisträger, jeweils drei für Physik und Chemie sowie einer für Medizin und Wirtschaftswissenschaften – das ist die Bilanz der Wrocławer Nobelpreise.

Sind es wirklich „ Wrocławer” Preise? – wird mancher wohl fragen. Die Geschichte der Stadt Wrocław lässt sich nicht beliebig ändern, je nach dem, wie man sie braucht. Man darf sie auch nicht respektlos behandeln oder ignorieren, bloß, weil sie jemand für "national unbequem" hält. Wir sind ein Teil Europas. Ein Teil der Welt.

Zehn wichtige Menschen

Wer waren also die Nobelpreisträger „von hier”, wie hat ihre Verbindung zu Wrocław ausgesehen und wie hat man dies in der Stadtgeschichte verewigt – wir beschreiben dies im folgenden Text.

Theodor Mommsen (1817-1903) – war Jurist (sein Spezialgebiet war das Römische Recht), und auch einer der bekanntesten Geschichtsschriftsteller und Dichter des 19. Jh. In Breslau war er als Professor an der Jurafakultät und am Lehrstuhl für Philosophie der örtlichen Universität tätig. Den Nobelpreis für Literatur im Jahr 1902 erhielt er für seine „Römische Geschichte” (sie wurde mehrmals ins Polnische übersetzt).

Bekannt ist auch, dass er: Anhänger von Hakate war, die antipolnische Aktionen und die Germanisierung der Polen unterstützte.

Paul Ehrlich (1854-1915) – war Chemiker und Bakteriologe (er erfand Salvarsan – ein Medikament zur Behandlung von Syphilis, seine Untersuchungen am Blutbild führten zur Entdeckung von Lymphozyten). Er besuchte das Maria-Magdalenen-Gymnasium (heute befindet sich an seinem Standort in ul. Szewska ein Warenhaus) in Breslau, später schloss er das Medizinstudium an der Universität ab. Den Nobelpreis für Physiologie und Medizin erhielt er im Jahr 1908 für seine Studien im Bereich der Immunologie.

Bekannt ist auch, dass er: in Strzelno (Strehelen) auf die Welt kam und als ein schwacher Schüler galt, Jahre später erstellte er die Grundlagen der Chemotherapie, sein Porträt wurde auf dem 200 DM Schein verewigt (90er Jahre des 20. Jh.).

Eduard Buchner (1860-1917) - war Chemiker (erfand u.a. Pyrazol, das für die Herstellung von Medikamenten, Farbstoffen und Pestiziden benutzt wird, klassifizierte Enzyme wie Invertase, Zymase, Laktase, verfasste eine Erklärung für den Mechanismus der Alkoholgärung). Er war Professor an der Breslauer Universität. Den Nobelpreis für Chemie verlieh man ihm 1907 für die Entdeckung der Gärungsprozesse ohne Einfluss von lebendigen Zellen.

Bekannt ist auch, dass er: während des Ersten Weltkriegs in einem Krankenhaus an der balkanischen Front eingesetzt wurde und dort in Folge von Kriegsverletzungen starb.

Phillip Lénàrd (1862-1947) - war Physiker (er begründete die Forschung über das Durchdringen der Elektronen durch die Materie). Mit Breslau war er durch seine Arbeit als Hochschullehrer an der Universität verbunden. Den Nobelpreis für Physik bekam er im Jahr 1905 für seine Untersuchungen der Kathodenstrahlung.

Bekannt ist auch, dass er: ein Anhänger Hitlers, überzeugter Nationalsozialist und Antisemit war. Er erfand den Begriff der „arischen Physik”, kritisierte die wissenschaftlichen Errungenschaften Einsteins und ignorierte die Forschungsergebnisse von Marie Curie-Skłodowska.

Gerhart Hauptmann (1862-1946) - war Dramaturg und Schriftsteller (zu den wichtigsten Werken zählen: „Die Weber”, „Hanneles Himmelfahrt” und „Der Bieberpelz”). In Breslau besuchte er die Realschule (späteres Technikum für Bekleidungsindustrie am pl. Teatralny), studierte auch Bildhauerei. Den literarischen Nobelpreis erhielt er 1912 für sein Lebenswerk.

Bekannt ist auch, dass: das Lernen nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen zählte. Als 15-jähriger verließ er die Schule.

Fritz Haber (1868-1934) - war Chemiker (er erstellte die Methoden zur Produktion von Zyklon B als Desinfektionsmittel). Er ist in Breslau geboren und studierte an der dortigen Universität. Den Nobelpreis für Chemie erhielt er 1918 für seine Methode zur Synthese des Ammoniaks zur Produktion von künstlichen Düngermitteln (dies wurde zum Grundstock für einen neuen Industriezweig).

Bekannt ist auch, dass er: die Kampfgase - Phosgen und Senfgas erfand und ihren Einsatz während des Ersten Weltkriegs persönlich überwachte, was seine Frau in den Selbstmord trieb. Er sympathisierte mit den Nazis. Mit Zyklon B wurden in den Gaskammern zahlreiche jüdische Verwandte Habers ermordet.

Max Born (1882-1970) - war Mathematiker und Physiker (er entschied sich gegen die Beteiligung an der Atomwaffenforschung). Er ist in Breslau geboren und aufgewachsen. Hier besuchte er das König-Wilhelm-Gymnasium (an der heutigen ul. Pawłowa, das Gebäude gibt es nicht mehr), studierte anschließend an der Universität. Den Nobelpreis für Physik erhielt er 1954 für die Formulierung der Interpretation des Quadrats der Wellenfunktion in der Schrödinger-Gleichung als die räumliche Dichte für die Wahrscheinlichkeit, den Aufenthaltsort des Teilchens zu finden.

Bekannt ist auch, dass: ein Platz in Breslau nach ihm benannt wurde, seine Enkelin, Olivia Newton-John, war der Star in „Grease” – dem amerikanischem Kassenschläger aus dem Jahr 1978.

Friedrich Bergius (1884-1949) - war Chemiker (er erfand Methoden zur Umwandlung von Holz in Zucker sowie zur Herstellung von Phenol und Glykol). Er kam in Złotniki (heute eine Siedlung in Wrocław) zu Welt, in Breslau schloss er die Schule und das Universitätsstudium ab, arbeitete dort später für seine Dissertation. Den Nobelpreis für Chemie bekam er 1931 für die Erfindung und Forschung an chemischen Hochdruckmethoden (darunter die Herstellung von synthetischem Benzin).

Bekannt ist auch, dass: an der Chemischen Fakultät der Breslauer Technischen Hochschule sich eine Gedenktafel für Bergius befindet, gestiftet von den Chemiewerken „Złotniki” SA, dem Nachfolger der ehemaligen Fabrik der Familie Bergius.

Otto Stern (1888-1969) - war Physiker und Chemiker. Seit 1892 lebte er mit seiner Familie in Breslau, wo er das Johannesgymnasium besuchte (heute ul. Worcella 3) anschließend begann er das Universitätsstudium im Fach Chemie, promovierte und wurde Hochschullehrer an der dortigen Universität. Den Nobelpreis für Physik bekam er 1943 für seinen Beitrag zur Entwicklung der Molekularstrahl-Methode und für seine Entdeckung des magnetischen Moments des Protons.

Bekannt ist auch, dass er: niemals eine Familie gegründet hat und während einer Theateraufführung an einem Herzinfarkt starb.

Reinhard Selten (1930) - ist Mathematiker, Wirtschaftswissenschaftler und Begründer der Experimentalökonomie. Er kam in Breslau zur Welt. Mit 66 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Breslauer Wirtschaftsuniversität. Den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften bekam er 1994 (zusammen mit dem Mathematiker John Nash aus den USA) für die Verdienste bei der Erforschung der Spieltheorie (Analyse des Gleichgewichts in nicht-kooperativer Spieltheorie, die in der Wirtschaftsanalyse, in Untersuchungen zur Organisation der Industrie, der Monopole und bei den Vorhersagen der Finanzmärkte zu möglichen Aktivitäten der Zentralbank Verwendung findet.

Bekannt ist auch, dass er: ein leidenschaftlicher Anhänger von Esperanto ist und sich auch für die Verbreitung der Sprache einsetzt.

Zdjecie Małgorzata Wieliczko

Małgorzata Wieliczko