Die Bunker von Wrocław – entdecken Sie die Überbleibsel der Festung Breslau
Die bewegte Geschichte des 20. Jh. hat in Wrocław ihre Spuren hinterlassen. Als die Stadt ein Teil des Deutschen Reichs war, bekam sie in den Jahren 1891-1945 über 100 neue Objekte mit militärischem Charakter. Ein Teil ist bis heute erhalten.
Breslau war ein bedeutendes Stadtzentrum im Deutschen Reich. Mit dem Machteintritt des Kaisers Wilhelm II. rückten die wirtschaftliche Bedeutung und die ständige Entwicklung der Stadt in den Fokus. 1889 beschloss die preußische Heeresleitung in der Stadt eine Festung zu errichten. Die Folge war, dass bis 1914 in Breslau über 60 militärische Objekte entstanden, die zum damaligem Zeitpunkt zu den modernsten gehörten und deren Aufgabe es war, potentielle russische Angriffe aufzuhalten.
Das Infanteriefort Nr. 6
Zu diesen Objekten gehört das Infanteriefort Nr. 6, das sich im Wald in der Nähe der ul. Polanowicka befindet. Das Objekt entstand 1891. Nach dem Beschluss zur Gründung der Festung Breslau begann man mit dem Ausbau der Anlage, der erst 1914 beendet wurde. Trotz seiner Beteiligung an der Verteidigung der Stadt 1945 ist das Fort von ernsthaften Schäden verschont geblieben. Nach dem 2. Weltkrieg besetzte die Polnische Volksarmee das Gelände und ließ es an eigene Bedürfnisse anpassen. Heute befindet sich das Infanteriefort Nr. 6 unter der Obhut der Festungsgesellschaft Wrocław.
Das Infanteriefort Nr. 4
Die Geschichte des Infanterieforts Nr. 4 ist der des Forts Nr. 6 sehr ähnlich. Auch diese Anlage entstand 1891 und wurde bis 1914 umgebaut. Es ist bei den Kämpfen um die Festung Breslau nicht beschädigt worden. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das in der ul. Przestrzenna gelegene Objekt von der Polnischen Volksarmee übernommen, die dort bis Ende der 80er Jahre des 20. Jh. stationierte. In der Folgezeit wurde das Fort ausgeplündert und teilweise zerstört. Heute verfällt die Anlage zusehends.
Der Luftschutzraum am pl. Strzegomski
Im 2. Weltkrieg begann die Regierung des Dritten Reiches aus Angst vor Bombardements mit dem Bau von Objekten, die der Zivilbevölkerung der Stadt Schutz bieten sollten. Eines von ihnen ist der Luftschutzraum am pl. Strzegomski. Er wurde in den Jahren 1942-1943 errichtet. Bis 1945 diente er als Festungslazarett. Da er die Kämpfe unbeschadet überstanden hatte, wurde er zum Lagerraum umfunktioniert. In den 90er Jahren wurden dort kleine Läden und ein Pub eingerichtet. Heute hat dort das Museum für Zeitgenössische Kunst seinen Sitz.
Ein Zwillingsschutzraum an der ul. Ołbińska
Ein Zwillingsschutzraum zum Objekt am pl. Strzegomski liegt an der Kreuzung der Straßen ul. Ołbińska und ul. Słowiańska. Er wurde im Jahr 1941 erbaut. Er ist deutlich kleiner als sein "Bruder", hat allerdings dickere Wände (die Stärke des Stahlbetons erreicht manchmal 2 m.) Aufgrund der Ähnlichkeiten zu den Bauten, die im Zusammenhang mit dem NS-Nuklearprogramm in Miersdorf entstanden sind, gibt es zahlreiche Theorien bezüglich der tatsächlichen Funktion der beiden Schutzräume von Wrocław. Die Anlage in der ul. Ołbińska ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Der Luftschutzraum an der ul. Białodrzewna
Errichtet im Jahr 1943. Der zweigeschossige Bau aus Stahlbeton war u.a. mit Waschraum, Ambulanz und separaten Toiletten in jedem Stockwerk ausgestattet, außerdem mit zwei gasdichten Schleusen. Nach dem 2. Weltkrieg wurde er als Lager der Kunstakademie genutzt. Heute entsteht um den Luftschutzraum die Siedlung Nowe Żerniki. Dem Konzept zufolge soll der Luftschutzraum in die Wände des Zentrums für Kultur und Lokale Aktivität integriert und für die neue Funktion entsprechend umgebaut werden.
Bartosz Gmera