Unbekanntes Wrocław: Mausoleum der Piasten

Data aktualizacji: 2016-10-18

Im Kloster der Schwestern der Gesellschaft der Heiligen Ursula am pl. Nankiera, kann man u.a. die Innenräume von zwei Kirchen besichtigen. Eine von ihnen wurde nach den Kriegszerstörungen zum Bestattungsort der sterblichen Überreste der Schlesischen Piasten. Das Mausoleum befindet sich in der St.-Klara-Kirche.

Das Wrocławer Kloster der Ursulinen wird von den Stadtbewohnern und Touristen überwiegend mit den von den Ordensschwestern geleiteten Schulen assoziiert. – In der Tat handelt es sich bei vielen Besuchern um unsere ehemaligen Schülerinnen oder deren Familienangehörige, die sehen möchten, was sich hinter unseren Mauern versteckt - sagt St. Klemensa, Ursuline aus Wrocław. Allerdings findet man unter den Touristen auch solche, die nicht vom Sentiment geleitet, sondern aus reiner Neugier kommen. – Es gibt auch Besucher wie euch, die nur das Mausoleum sehen möchten – erklärt unsere Führerin.

Zuerst die St. Hedwigskirche

Hinter der Klostermauer gibt es zwei Kirchen. Wir betreten zuerst die südliche – die St.-Hedwig-Kirche. Ursprünglich war es die Seitenkapelle der St.-Klara-Kirche. – Jetzt ist es die Hauptkirche unseres Klosters, in der die Nonnen und unsere Schülerinnen beten – bemerkt St. Klemensa.

Warum wurde ausgerechnet die wichtigste liturgische Funktion des Klosters in die Kapelle der Hl. Hedwig verlegt? – Im Krieg wurde das Hauptschiff der Kirche zerstört, man beschloss darauf, dort das Mausoleum einzurichten - erklärt St. Klemensa.

Unter der barocken Ausstattung der Hedwigskapelle sind die Gemälde von Michael Willmann besonders bemerkenswert. Er war ein schlesischer Barockmaler der Wende des 17. und 18. Jh. Die Bilder zeigen Szenen aus dem Leben der hl. Ursula und des hl. Franz Xavier. Das zweite Bild wurde als Bezahlung für den Schulaufenthalt der jüngsten Tochter des Künstlers - Helena Regina gestiftet. Sie trat später in die Ordensgemeinschaft ein und nahm den Namen St. Maria Bernarda an.

Das Mausoleum

- Ursprünglich befand sich an diesem Ort ein Kloster der Klarissinnen, das im Jahr 1270 von der Herzogin Anna, Witwe Heinrichs des Frommen gestiftet wurde, daher auch das Patrozinium dieser Kirche, hl. Klara - erklärt St. Klemensa. Schon im 14. Jh. wurden hier die Wrocławer Herzöge aus dem Geschlecht der Piasten sowie ihre Gattinnen und Töchter bestattet. Heute befinden sich hier Grabplatten: Heinrich III. der Weiße, Heinrich V. und Heinrich VI. der Gute, der letzte Herzog von Wrocław sowie mehrere Dutzend Herzogstöchter, die meistens Äbtissinnen des Klosters waren. Leider sind nicht alle Platten erhalten geblieben, ein Teil ist während des Kriegs zerstört worden andere wurden als Baumaterial benutzt.

An der zentralen Stelle des Mausoleums befindet sich das Grabmal Heinrichs VI., allerdings ohne die sterblichen Überreste des Herzogs, der als „Der Gute“ bezeichnet wurde. Interessanterweise wird Herzog Heinrich auf der Grabplatte mit offenen Augen, in voller Rüstung dargestellt.

Über dem Portal, das die beiden Kirchen verbindet, befindet sich eine Urne mit dem Herzen der letzten Herzogin aus der Piastenfamilie - Karoline. Sie war zu Lebzeiten Protestantin, für ihren Ehemann konvertierte sie zum katholischen Glauben und nach dem Tod (an Heiligabend 1707) wurde ihr Herz in einer silbernen Urne bestattet. Der Körper wiederum ruht im Kloster der Zisterzienserinnen in Trzebnica(pl. Trzebnica).

Was wir während der Vorbereitung dieses Materials gesichtet haben, ist nur ein Teil der sehenswerten Anlage. Mit Sicherheit werden wir im Rahmen unseres Zyklus „Unbekanntes Wrocław” in die Gemäuer des Klosters zurückkehren.