Unbekanntes Wrocław: zweihundert Stufen nach oben
Als wir das Ticket für den Aufstieg auf den Turm der Garnisonkirche kaufen, erfahren wir, dass die meisten Fans von Blicken aus der Höhe nicht aus Wrocław stammen, es gibt allerdings auch Stadtbewohner, die nach einigen Jahrzehnten in Wrocław die Stadt gerne aus fast hundert Meter Höhe betrachten möchten.
Das schöne Wetter verspricht heute einen schönen Blick aus der Höhe. Zuerst muss man jedoch die Aussichtsplattform erreichen und über 200 Stufen der Wendeltreppe bewältigen. Um diesen Anstieg zu beginnen, ist zuerst ein Ticket für 5 PLN notwendig.
Die Wanderung beginnt zuerst mit der rechtsdrehenden Treppe. Wir gehen an Wänden vorbei, auf denen Touristen leider ihre Spuren hinterlassen haben. Wie man an den Kritzeleien sehen kann, sind hier Vandalen fast aus der ganzen Welt gewesen. Die ersten Anzeichen der Müdigkeit werden durch die Aussicht wett gemacht, die man durch die kleinen Fenster erblicken kann. Etwa auf dem halben Weg kann man durch die leicht geöffnete Tür die Glocken sehen.
Sturm und Feuer
In dem Moment als wir den höchsten Punkt über dem Kirchendach erreicht haben, ist die Wendeltreppe zu Ende und wir setzen unsere Wanderung über eine durchaus moderne Treppe fort. Nach mehreren Dutzend Stufen erreichen wir die Aussichtsplattform. Das schöne, wolkenlose Wetter zeigte sich jedoch nicht besonders gnädig. Wegen des Nebels kann man gerade noch die Rędziński-Brücke sehen. Angeblich kann man bei guter Sicht das Riesengebirge von hier erblicken. Es ist jedoch ein Aussichtspunkt, der am nächsten zum Rynek liegt und deshalb kann der Blick auf die Stadtmitte – auf die Altstadt oder die Dominsel, gut machen, was wir nicht sehen konnten.
Im November 1996 wurde die Vereinigung zum Wiederaufbau der Garnisonkirche (Stowarzyszenie Odbudowy Kościoła Garnizonowego "Wieża") gegründet, auf Initiative ihrer Mitglieder wurde 1997 nach vielen Jahren Pause die Aussichtsterrasse auf dem Kirchturm für Touristen geöffnet, aus der man das schöne Panorama Wrocławs und Umgebung bewundern kann.
Nach etwa viertelstündigem Bewundern Wrocławs von oben kehren wir über denselben Weg nach unten zurück. Wir gehen an den nächsten Touristen vorbei, die schwer atmend fragen: ist es noch weit? Für sie ist es nicht weit. Für mich noch zwei Hundert Stufen nach unten.
Janusz Krzeszowski