Fast 800 Jahre gemeinsame Geschichte

Data aktualizacji: 2016-10-18

Der älteste Nachweis über Anhänger des Judaismus in Wrocław ist eine Mazewa aus dem 13. Jahrhundert. Über Jahrhunderte hinweg leisteten die jüdischen Mitbewohner Wrocławs einen großen Beitrag zur Entwicklung der städtischen Pracht. Es gibt weiterhin viele interessante Orte in Wrocław, die mit der Vergangenheit oder mit der Gegenwart der jüdischen Gemeinde verbunden sind.

Kantor David, Sohn von Sar Szalom, starb im August 1203. Seine Grabplatte befindet sich heute im Museum der Stadt Wrocław im Königsschloss.

Während der mehr als achthundertjährigen jüdischen Geschichte gab es in Wrocław Zeiten des friedlichen Zusammenlebens sowie tragische Momente. Im 13. Jh. stand die jüdische Glaubensgemeinschaft unter dem Schutz der Herzöge von Wrocław, die ihnen Sicherheit für Leib und Besitz sowie Untastbarkeit ihrer Nekropolen garantierten. Gleichzeitig schränkte die Kirche die Rechte der Juden ein, im Jahre 1267 ordneten Geistliche die Gründung eines Gettos an – zu diesem Zeitpunkt umfasste das jüdische Viertel den Bereich der heutigen ul. Uniwersytecka, ul. Kuźnicza, ul. Nożownicza, ul. Św. Barbary und ul. Więzienna. Seine Bewohner beschäftigten sich überwiegend mit Handel und Kleinhandwerk, unter ihnen gab es auch Bäcker und Metzger.

Im 14. Jh. kam es zu Pogromen an Anhängern des Judaismus. 1453 kam der Franziskanerprediger Johannes Capistranus nach Wrocław. Er beschuldigte Juden der Gotteslästerung – in Folge dessen wurden 41 Juden verbrannt, die anderen enteignet und aus der Stadt vertrieben. Zwei Jahre später verbot Władisław Jagiełło den Juden, sich in der Hauptstadt Niederschlesiens niederzulassen.

Fast zweihundert Jahre lang kamen Juden nur gelegentlich nach Wrocław - während der Märkte. Endgültig hierher zurück kamen sie erst im Jahre 1657, 1722 lebten in Wrocław bereits 775 Anhänger des jüdischen Glaubens.

Ein entscheidendes Ereignis war das Preußische Judenedikt von 1812, wodurch jüdische Einwohner mit den preußischen Bewohnern gleichgestellt wurden. Das 19. Jh. gilt als das "Goldene Zeitalter" in der Geschichte der Juden von Wrocław. Es entstehen zahlreiche Institutionen, Firmen, Warenhäuser, Unternehmen und Banken. Bürger jüdischer Herkunft gehören den sozialen Eliten Wrocławs an, unter ihnen findet man Professoren, Ärzte, Anwälte, Banker, Beamte, Architekten und Künstler. Auf unserer Karte präsentieren wir nur einen Teil von mehreren Hundert Objekten und Orten, an deren Entstehung oder Aktivitäten jüdische Einwohner beteiligt waren.

1854 entstand an der damaligen Wallstraße (heute ul. Włodkowica; das Gebiet ul. Włodkowica, ul. Ruska, ul. Św. Antoniego, ul. Krupnicza war überwiegend von Juden bewohnt) auf eine Initiative von Rabbiner Abraham Geiger  hin das Jüdisch-Theologische Seminar. An der Hochschule wurden Rabbiner ausgebildet, gleichzeitig entwickelte sich hier ein Zentrum des modernen liberalen Judaismus.

1933 zählt die jüdische Bevölkerung von Wrocław über 20 Tsd. Menschen. Nach Hitlers Machtergreifung wandern viele von ihnen aus, insbesondere nach der Reichspogromnacht. Im November 1938 wurde die Neue Synagoge niedergebrannt, Hunderte Einwohner jüdischer Herkunft wurden inhaftiert. Zwischen 1941 und 1944 wurden die meisten Juden aus Wrocław in Konzentrationslager und Vernichtungslager transportiert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelten sich in Niederschlesien rund 80 Tsd. Menschen jüdischer Herkunft an, die meisten von ihnen überlebten den Krieg in der Sowjetunion. Sie hatten ihre eigenen Institutionen, Schulen, Krankenhäuser, Sportvereine und Theater. Allerdings verließen nach dem Pogrom von Kielce und der Gründung des Staates Israel immer mehr jüdische Einwohner Polen. Nach einer antisemitischen Kampagne der kommunistischen Machthaber kam das soziale und religiöse Leben fast zum Stillstand.

Erst in den 90er Jahren des 20. Jh. erhielt die jüdische Gemeinde die Synagoge zum Weißen Storch zurück. Heutzutage werden wieder regelmäßig jüdische Feiertage im Gotteshaus gefeiert, Theaterstücke aufgeführt, Konzerte und Filmvorführungen veranstaltet. Zahlreiche Veranstaltungen, die in der Synagoge und in deren Bereich stattfinden, organisiert die Stiftung der Künstlerin, Sängerin und Schauspielerin Bente Kahan. Die Gemeinde leitet eine jüdische Schule, an der Universität Wrocław entstand ein Institut für Jüdische Studien. Die jüdische Glaubensgemeinde zählt heute rund 300 Mitglieder.

Das Interesse an der Geschichte der Juden in Wrocław wird immer größer. Immer öfter wird Wrocław von Einwohnern des alten Breslaus besucht, die jüdische Wurzeln haben. Immer größer wird auch die Anzahl von Menschen, die nach jüdischen Spuren in der Stadt suchen. Es werden viele Publikationen, Tagebücher, Reiseführer und Karten veröffentlicht.

Die Publikation des Museum der Stadt Wrocław "Auf den Spuren der Jüdischen Gemeinde von Wrocław bis zum Holocaust" bildet dabei die perfekte Einführung in die reiche Vergangenheit der Juden von Wrocław.

In der Publikation wurden u.a. Materialien folgender Einrichtungen verwendet: Museum der Stadt Wrocław, Stiftung Bente Kahan, Museum der Geschichte der Polnischen Juden, Tageszeitung "Gazeta Wyborcza" und Radio Wrocław.

Zdjecie Tomasz Wysocki

Tomasz Wysocki